Verband Jahrfeier Völkerschlacht

Erfahrung Geschichte: Der Marsch nach Waterloo im Selbstversuch

Selbst für Reenactors war es ein ungewöhnliches Projekt: der Marsch ins belgische Waterloo auf den möglichst authentischen Marschwegen des Jahres 1815.
Die Schlacht von Waterloo nahe Brüssel am 18. Juni 1815 markierte das endgültige Ende Napoleons. 2015 wird exakt 200 Jahre nach der Schlacht mit einem der größten europäischen Reenactment-Veranstaltungen an dieses Ereignis erinnert.

Zwei Reenactors aus dem Mitteldeutschen Raum stellten sich der riesigen Aufgabe, nicht nur in Belgien dabei zu sein, sondern diesen Weg selbst abzulaufen. Am 18. Mai erfolgte der Start am Leipziger Völkerschlachtdenkmal.

Auf dieser Seite finden Sie Informationen zu beiden Protagonisten, zur Marschroute 2015 und zur Marschroute 2010. Denn bereits vor fünf Jahren erfolgte ein erster Versuch ... erfolgreich ... und auch 2015 sollte es klappen!

Hier finden Sie die Dokumentation des Marsches mit Bildern und Tagesberichten.

Presse:
http://www.sachsen-sonntag.de/blog/wandern-nach-waterloo-die-etwas-andere-pilgerreise-mike-zebulla-geht-zu-fuss-nach-belgien/

18. Mai, 10.20 Uhr: Es hat begonnen! Die beiden Protagonisten wurden von Ihren Liebsten, Feldmarschall Blücher und weiteren Reenactors am Völkerschlachtdenkmal gebührend verabschiedet. 

Personenbeschreibung (PDF)
Jäger Lüttich (PDF)
Marschroute 2010 (PDF)
Marschroute 2015 (PDF)

1.Tag, 18.05.2015
Vom Völkerschlachtdenkmal nach Bad Dürrenberg, 30,4 Kilometer
Napoleon ist von der Mittelmeerinsel Elba geflohen und hat wieder die Macht in Frankreich an sich gerissen. Zur Verstärkung der alliierten Truppen am Niederrhein erhielten auch wir den Marschbefehl Richtung Westen. Nach einem tränenreichen Abschied von unseren Liebsten in Leipzig zogen wir aus der Stadt. Nicht aber, ohne das Körnerhaus in Großzschocher besucht zu haben. Dort wurden wir von unseren Lützower-Kameraden vom Bürger- und Förderverein Körnerhaus Großzschocher e.V. empfangen. Nach einer Besichtigung des Hauses mit Theodor Körners Versteck, den Arrestmalereien und der Ausstellung ging es weiter. Über die Orte Markranstädt, Großlehna und Rampitz näherten wir uns dem Ziel des ersten Marschtages. Dies war die kleine beschauliche Salzsiederstadt Bad Dürrenberg. Die patriotischen Einwohner bereiteten uns einen herzlichen Empfang. Hier fanden wir ein gastfreundliches Quartier beim örtlichen Schornsteinfegermeister mit hervorragender Verpflegung.

2.Tag, 19.05.2015
Von Bad Dürrenberg nach Gleina, 31,2 Kilometer
Nach einem ausgiebigen Frühstück und Optimierung der Ausrüstung führte unser Weg über die Ortschaften Spergau, Großkayna, Leiha (Rossbach) nach Branderoda. Hier kehrten wir im Wirtshaus "Drei Linden" ein. Nach einem kühlen Getränk machten wir uns auf den Weg über Baumersroda nach Gleina. Hier fanden wir festes Quartier bei einer sehr netten niederländischen Familie. 
Status: Blasen am Fuß haben sich geöffnet bei Mike und mir. Höllische Rückenschmerzen und schmerzhafte Schultern. Wir sind kein schöner Anblick.

3.Tag, 20.05.2015
Von Gleina nach Bachra, 33 Kilometer
Nach Verabschiedung bei unseren Gastgebern in Gleina haben wir die Unstrut bei Burgscheidungen überquert. Vor Thalwinkel hat ein LKW die halbe Straße gesperrt nur um von uns ein Foto zu machen. Nach zügigen 13 Kilometer insgesamt, längere Pause in Bad Bibra. Nach Beendigung der Pause haben wir die ersten Steigungen erklommen. Gepumpt wie ein Maikäfer inklusive Schnappatmung. In Bachra lässt ein Imbissbesitzer uns in seinem Imbiss übernachten. Darüber sind wir dankbar da die Nacht recht kühl und feucht ist.
Status: Noch mehr Blasen am Fuß. 

4.Tag, 21.05.2015
Von Bachra nach Werningshausen, 30 km

2 km nach verlassen der Ortschaft Bachra habe ich mir den Knöchel verstaucht. Somit lief der Tag besonders gut. In Kölleda hab ich den Fuß bandagiert, danach lief es einigermaßen besser. Unser Weg verlief weiter über Sömmerda, Schallenburg nach Werningshausen. Wir hofften auf eine Herberge im Kloster wurden aber freundlich und bestimmt, mit dem Verweis auf eine ortsansässige Pension abgewiesen. Mike möchte sich hiermit bei den zwei kompetenten Damen von der Physiotherapie Sandra Steffens aus Halle/Ammendorf bedanken. Das Knie hält und macht keine Probleme.

5.Tag, 22.05.2015
Von Werningshausen nach Zimmern (Bad Langensalza), 35 km

Nach einem kräftigen Frühstück suchten wir unseren Weg entlang der Unstrut. In dieser wunderschönen Natur abseits des Straßenverkehrs, öffneten sich zum ersten Mal die Sinne für die Natur. Mit erreichen des Ortes Herbsleben legten wir unsere Pause ein. Mike erfuhr beim Proviant holen das Napoleon nach der Schlacht bei Leipzig durch einen der Nachbarorte gezogen ist. Nach weiteren 10 km am Unstruttal legten wir die nächste Pause in der Schänke Unstrutblick ein. Diese Pause war nötig da ich ziemlich fertig war. Nach einem regen Austausch über Geschichte mit zwei Pärchen ging es gestärkt weiter nach Zimmern. Sehr spät gegen 20:30 erreichten wir unser Tagesziel. Bei dem Kameraden Karl von der Kavallerie fanden wir Unterkunft. Danke dafür.
In Bad Langensalza hatten wir an einer Tankstelle den selben Gedanken: "Der Sprit ist hier so günstig und wir beide .... laufen".

6.Tag, 23.05.2015
Von Zimmern (Bad Langensalza) nach Berka vor dem Hainich, 21 km
Durch das Naturschutzgebiet HAINICH am Baumkronenpfad vorbei, kehrten wir am Craulaer Kreutz in einer urigen Hütte mit Alpenflair ein. Von dort schleppten wir uns bis 1,5 km vor Berka. Hier gesellten wir uns zu zwei älteren Pärchen, die anfingen uns reichlich mit Kuchen und Kaffee zu bewirten. Es entwickelte sich ein angeregtes, interessantes Gespräch über Geschichte und die Region. Die paar Höhenmeter, die wir überwunden haben, zehren aufgrund des bis zu 30 kg schweren Marschgepäckes ganz schön an unseren Kräften. Daher haben wir heute nur 21 km erreicht. Davon hat uns 1 km dem Ziel nicht näher gebracht. Wir sind an diesem Tag jede menge Interessierten Wanderern begegnet. Diesen mussten wir Rede und Antwort stehen, nach dem woher, wohin und warum. Ab heute die 3 W. Vielen Dank für die kleine Spende, der Requirirungsschein ist noch im Druck.... Nach viel hin- und herlaufen in Berka haben wir einen Schlafplatz gefunden.
Spruch des Tages, "ein bißchen Spaß muß sein, sonst kommt keiner zur Beerdigung"

7.Tag, 24.05.2015
Berka vor dem Hainich

Gestern Abend musste ich eine für mich schwerwiegende Entscheidung treffen. Aufgrund der Verletzungen, die ich mir nach Bachra zugezogen habe, fing gestern auch noch die Achillessehne an sich zu melden. Hiermit unterbreche ich die Tour. In 4 bis 5 Tagen, nach dem ich aus dem Feldlazarett entlassen werde, stoße ich wieder zu Mike, der den Weg vorerst alleine zurücklegen muss.

BERICHT von Mike:
Von Berka vor dem Hainich nach Obersuhl (Wildek), 34 km
Leider musste ich heute meinen Kameraden im Feldlazarett lassen, wo er von der langhaarigen Krankenschwester Peter gepflegt wird. Nach Übergabe der Friedenskugel durch Christian am mich habe ich ohne meinen Kameraden Berka verlassen müssen. Diese Friedenskugel haben unsere österreichischen Kameraden uns mit auf den Weg gegeben. Sie stammt vom Schlachtfeld bei Leipzig. Über Beterode, Neukirchen, Madelungen Krauthausen, Hörschel (dem Tor zum Rennsteig) bis Lauchröder führte mich mein Weg. Hier wurde ich von einer polnischen Familie mit Proviant versorgt (mit Buchweizen meinem Leibgericht). Frage: Was ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten? ... falsch! Es ist keine Gerade sondern ein Berg. Ich habe 3 km gewonnen und 1 Liter Schweiß dadurch verloren. Lutzberg links liegen lassend geht es weiter auf Gerstungen. Auf dem Weg stellte ich mich ein paar Leuten als Jäger Lüttich vor. "Ach du bist auch Jäger" war die überraschende Antwort. Es stellte sich heraus, dass jene Personen Jäger sind. Sofort wurde ich mit Wurst, Käse und Bier versorgt. Nach einer interessanten Unterhaltung legte ich meinen Weg fort. Von Gerstungen nach Untersuhl und hinter Obersuhl baute ich das Biwak auf. 

8.Tag, 25.05.2015
Von Obersuhl nach Asbach (Bad Hersfeld), 34 km

5.15 Uhr wurde ich durch die wunderschöne Natur geweckt. Über Großensee marschierte ich nach Kleinensee und nahm hier mein Frühstück ein. Es folgte ein an den Kräften zehrender Aufstieg nach Friedewakd, wo ich mich erst einmal zur Erholung nieder lies. Ich sendete meine erste Brieftaube zu Christian um ihn von meinen Erlebnissen zu berichten. Über einen leicht abschüssigen Radweg, der sehr erholsam war ging es weiter über Bad Hersfeld, bis zu der kleinen Ortschaft Asbach. Unter dem Vordach der Sängerhütte fand ich mein Nachtquartier, welches mich vor dem mittlerweile 3. Regenschauer schützte. Den ersten dieser Regenschauer habe ich bei einer warmen Mahlzeit ausgesessen. Vor dem zweiten schützte mich meine Zeltplane.

9.Tag, 26.05.2015
Von Asbach nach Ottrau, 30 km

Ca. 7.45 Uhr aufgewacht, Frühstück und Sachen gepackt. 9.00 Uhr in Richtung Kirchhain abmarschiert. Den Übergang über die Autobahn sofort gefunden und genommen. Sehr zuversichtlich ging ich weiter auf Kirchhein zu. Mann soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Aus geplanten 3 km wurden? Richtig, 9 km!!! Ich habe mich im Wald vollkommen verfranzt. Nach kurzer Rast bei Kirchhain, wollte ich die Kilometer wieder aufholen. Ich machte aus einer Weglänge von 8 km ganze 11 km, ohne meinem Ziel näher zukommen. In Oberaula machte ich, völlig demotiviert und fertig, eine längere Rast. Da ich doch sehr mit mir zu kämpfen hatte, half dies ein wenig. Danach ging es über Hausen nach Weißenborn. Dies war ein mörderischer Anstieg den ich nur sehr langsam bewältigen konnte. Weiter bis Ottrau, wo ich Wasser fasste und noch einmal 12% Steigung bis Ortsausgang zurücklegte und das Nachtlager aufschlug. Von den gelaufenen 30 km waren es effektiv 21 km. Ich hätte heute morgen im Bett bleiben sollen.

10.Tag, 27.05.2015
Von Ottrau nach Speckswinkel, 27 km
Ca. 7.15 Uhr durch ein paar Piepmätze, die gerade flügge werden (erste Flugversuche) aufgewacht. Ab 8.15 Uhr bei etwas frischen Temperaturen über Immichenhain nach Schrecksbach abmarschiert. Dort 2. Frühstück eingenommen und erfahren, dass es eine Abkürzung nach Metzhausen gibt. Trotz der Erfahrungen mit Abkürzungen in den letzten Tagen habe ich es gewagt diese zu nehmen. Ha, es gelang. In Metzhausen traf ich auf meinen Höhepunkt des Tages: "Marianne". Sie sprach mich mit den Worten an: "Endlich mal ein Individualist." Das ist schon ein wenig komisch, wenn man bedenkt, daß ich in Uniform bin und diese nicht gerade ein Zeichen für Individualität ist. Sie war sehr interessiert nach dem woher und wohin. Wir streiften auch andere Themen wie die 68er, Meditation, laufen allgemein, bis hin zum speziellen laufen im Zen-Buddhismus. Auf meinem weiteren Weg wünschte sie mir alles Gute und ich solle immer dahin schauen wo ich meinen nächsten Fuß hinsetze. Von Merzhausen ging es über Willingshausen nach Neustadt in Hessen. Einer Stadt mit schöner erhaltener Fachwerksubstanz. Ganz entspannt ging es mit einer kurzen Pause nach Speckswinkel. Am Ortsausgang nächtigte ich bei dem Gemeindefesthaus. Dieser Tag entschädigte mich im Ausgleich für gestern. Trotzdem freue ich mich auf morgen, wenn ich in Rauschenberg wieder auf Christian treffe und meine Klamotten wieder ein wenig in Fasson bringen kann. Spruch des Tages - Zitat von Marianne: "Bleib ein Wandervogel".

11.Tag, 28.05.2015
Von Speckswinkel nach Rauschenberg, 15 km
6.15 Uhr Wecken durch die Natur, Abmarsch 6.45 Uhr ohne Frühstück über Erksdorf, nach Emsdorf. In der ortsansässigen Metzgerei habe ich mein Frühstück eingenommen. Eine Angestellte fragte ich nach dem Weg. Dabei erfuhr ich, dass Ihre Tochter in Leipzig den Beruf des Bierbrauer's erlernt. Es waren nur noch 8 km bis nach Rauschenberg, wo ich 11.30 Uhr ankam und einen halben Tag Rast einlegte. Hier traf ich Christian wieder, der sich bei Peter, einem Kamerad der KGL, von seiner Verletzung erholen konnte. Neben der Pflege der Ausrüstung und des eigenen geschundenen Körpers erfolgte noch ein intensives Kartenstudium, um die nächste Etappe bis zu Christian, ebenfalls einem Kamerad der KGL, abzustimmen. Nach einem kräftigen Abendmahl ließen wir den Abend bei den Erzählungen der letzten Ereignisse ausklingen.

12.Tag, 29.05.2015
Von Rauschenberg nach Gladenbach-Weitershausen, 27 km
Wecken gegen 7.45 Uhr (leider nicht durch die Natur). Nach dem Frühstück ging es 10 Uhr von Rauschenberg über Zettrichhausen, Anzefahr auf dem Radweg nach Bürgeln. In Cölbe machte ich 13.30 Uhr, bei einer Tasse Kaffee und einem Plausch mit der Bevölkerung, eine Pause. Ab 14.30 Uhr Weitermarsch über Berg nach Michelbach. In Caldern kurz vor Ladenschluss noch eine Kaffeepause gemacht. Diese habe ich mir auch verdient, da ich seit Cölbe im ständigen Nieselregen marschiert bin. Während meiner Pause kam ich mit einer Frau und Ihren Sohn ins Gespräch. Wie Ihr auf dem Foto sehen könnt, ist er sehr sportlich. Sie erzählte mir ein wenig aus der Geschichte des damaligen Klosters und zeigte auch die so genannte „Pforte zum Paradies“ - so wird der damalige Klostergarten genannt. Heute habe ich zum ersten mal in meinem Leben einen Feuersalamander gesehen, aber eh ich meinen Schnellzeichner aus der Tasche hatte war er schon weg. Schadeeee. PS: Christian muß vorerst noch in der Obhut von Schwester Peter bleiben. Es bringt nichts, wenn er zu zeitig wieder einsteigt und dann komplett ausfällt.
Spruch des Tages: „Ich habe die Pforte zum Paradies durchschritten!“

7. bis 12. Tag, Feldlazarett zu Rauschenberg
Nach dem ich in Berka vor dem Hainich meinen Kameraden schweren Herzens verabschieden musste, wurde ich nach Rauschenberg im Landkreis Marburg-Biedenkopf verlegt. Hier kam ich zur Pflege bei Birgit und Peter. Die ersten Wunden und Schwellungen wurden versorgt, die Ausrüstung gepflegt und verbessert. Um nicht den ganzen Tag herum zu hängen, stand Kultur und Geschichte der Region auf dem Programm - alles, was die Füße nicht zu sehr anstrengt. Zum einen schaute ich mir die Brücker Mühle bei Amöneburg an. Hier fand am 21.09.1762 eine der letzten Schlachten des Siebenjährigen Krieges statt. Das Museum zu dieser Schlacht habe ich auch noch besichtigt. Das Marburger Schloss durfte auch nicht fehlen. Unter anderem erkundete ich einen historisch erhaltenen Teil der alten Heerstraße Paris-Berlin aus Napoleons Zeit. Diese verlief durch den Marburg-Bidenkopf-Kreis. Am Dienstag, den 26.05., stellte ich mich beim Stationsarzt vor und konnte gerade noch die Amputation des Fußes vermeiden. Ne Spritze hat es auch getan. Ein weiterer Arzt-Besuch am Freitag hatte dasselbe Ergebnis, eine Spritze. Nachdem ich auch noch die halbe Apotheke leer gekauft habe, fühle ich mich soweit fit, am Sonntag den Marsch wieder aufzunehmen. Ich möchte mich hiermit noch einmal bei Birgit und Peter für die Aufnahme und Pflege bedanken. Ihre Güte und Gastfreundschaft ist sensationell!

13.Tag, 30.05.2015
Von Gladenbach-Weitershausen nach Nanzenbach, 30 km
6.45 Uhr von der Sonne wach gekitzelt. Im Sonnenschein zusammengepackt, im Regen gefrühstückt - da ich aufgegessen habe hörte es auf zu regnen. 8.30 Uhr Abmarsch über Sinkershausen, Runzelhausen, Rachelhausen nach Bottenhorn. Dort gab es neben einer Metzgerei auch einen Tante Emma Laden, wo ich mich fürs Wochenende mit Proviant eindeckte. Als Bonus bekam ich noch 2 Tassen Kaffee gratis und ich wurde eingeladen auf Ihrer Bank zu verweilen und mich zu erholen. Von dort bin ich über Wilhelmstein nach Hirzenhain Bahnhof. In Hirzenhain machte ich Pause und setzte mich zu ein paar jungen Mädels. Weiter nach Nanzenbach suchte ich den Schutz einer Grillhütte auf. Auf dem Weg dorthin kam ich an einer Vogelschutzwarte vorbei. An dessen warmen Ofen konnte ich mich aufwärmen und bei netter Gesellschaft ein Bier genießen. Nach weiterem Kartenstudium mit Michael ging es weiter zur Grillhütte.

14.Tag, 31.05.2015
Von Nanzenbach nach Salzburg (Westerwaldkreis), 30 km
6.00 Uhr wurde Mike von Michael mit heißer Suppe und schwarzen Tee geweckt. Nach der Morgentoilette an einer Quelle ging es zum Frühsport auf den Heunstein (Ringburg aus dem 1. Jahrhundert). Über Stock und Stein. Bergab ging es auf Dillenburg, dem Ursprung des Hauses von Oranien. Pause im Dillenburger Schlosspark. Von dort durch die Altstadt auf den Rothaarsteig bis zur Fuchskaute. In Breitscheid habe ich meinen wieder genesenen Kameraden aufgesammelt und am Flugplatz Breitscheid habe ich mich für den weiteren Marsch gestärkt. Unterwegs haben wir Heike mit ihren beiden Hunden getroffen. Wir kamen mit ihr ins Gespräch und spontan bot sie uns eine Unterkunft an. Da die Fuchskaute belegt war, nahmen wir ihr Angebot dankend an. Nach dem wir den bisher höchsten Punkt dieser Reise erklommen hatten, erreichten wir unser Ziel. SALZBURG. Nicht Österreich, sondern Westerwald. Unsere Gastgeber waren an unserer Geschichte sehr interessiert und nach einem leckeren Abendbrot entspann sich ein sehr interessantes Gespräch. Spruch von Mike: Jubili Christian ist wieder hi.

15.Tag, 01.06.2015
Von Salzburg nach Laad (bei Hachenburg), 26 km

Nach dem sanften Wecken durch den Wecker nahmen wir ein liebevoll vorbereitetes Frühstück ein. Während wir aßen, nähte unsere Gastgeberin unsere zerschlissene Kleidung. Gegen 10.30 Uhr rückten wir ab. Durch den schönen Westerwald verlief unser Weg entlang des Westerwaldsteig gen Hachenburg. An der Hörhan-Hütte machten wir eine kurze Rast. Vorbei an Stangenrod und Korb führte uns der Weg entlang der Nister. Die letzten Kilometer vor Hachenburg waren sehr schweißtreibend und führten zu Schnappatmung. Daher machten wir in der schönen Altstadt von Hachenburg eine Rast von 1,5 Stunden. Nachdem wir unser Kartenmaterial aktualisiert hatten, machten wir uns an die restlichen Kilometer. Wir wählten unseren Weg abseits der Bundesstraße über Hütte, Niederhattert nach Laad. Unter dem Vordach einer Grill-Hütte schlugen wir unser Lager auf.

16.Tag, 02.06.2015
Von Laad nach Krunkel, 25.3 km

7.00 Uhr geweckt durch die Natur und angefangen zu frühstücken und zu packen. Wir warteten den Nieselregen ab und machten uns auf den Weg. Über Walrod, Berode nach Steimel, wo wir eine Rast von 1,5 Stunden machten. Nach einem deutschen Schnitzel in einer italienischen Pizzeria, geführt von einer indischen Familie. Es fehlte nur noch der französische Wein. Mit schmerzenden Füssen und Knie ging es weiter Berg auf Berg ab nach Horhausen. Breitscheid (Döttersfeld), Pleckhausen durchquerten wir um nach Horhausen zu kommen, wo wir an einer Eisdiele Pause machten und Mike sich ein Eis bestellte. Auf der Suche nach einem Unterschlupf für die Nacht suchten wir eine in der Karte verzeichnete Hütte auf. Wir mussten feststellen, das diese nicht mehr existiert. Wir entschlossen uns, auf Krunkel zu marschieren um unser Glück dort zu suchen. Wir wurden nicht enttäuscht. Wir kamen zu einem Gasthof. Leider war dort geschlossene Gesellschaft. Was nun? Wir hatten zuvor einen Namen bekomme, an den wir uns wenden sollten. PETER. Wir trafen Peter, erklärten ihm unsere Situation, woher und wohin und er erklärte sich ohne zu zögern bereit uns seinen Offenstall zur Verfügung zu stellen. Unsere Unterkunft ist echter Luxus wie Ihr auf den Bildern sehen könnt. Peter war sehr traurig das er zu einer Geburtstagsfeier eingeladen war, sonst hätte er uns mit zu sich nach Hause genommen, um mit uns den ganzen Abend bis in die Nacht zu quatschen.

17.Tag, 03.06.2015
Von Krunkel nach Linz am Rhein, 21 km
7.00 Uhr aufstehen, frühstücken und bei fließenden Wasser das Ritual der Morgentoilette vollzogen. 9.30 Uhr über Breitscheid, Bergab nach Roßbach marschiert. In Roßbach haben wir mit viel Glück einen Bäcker gefunden, bei dem wir auch eine Pause machten, um uns für den bevorstehenden Anstieg zu rüsten. Nebenbei habe ich meine Blasen behandelt. Das werden noch ein paar schöne Tage damit. Wie wir den Ort verlassen haben ging es mal wieder für 6 km Bergauf. An der nächsten Schutzhütte machten wir Rast und schliefen ein wenig. Jetzt ging es nur noch den Berg, den wir mit viel Schweiß gewonnen hatten, wieder runter. Es war ein Hochgefühl endlich den Rhein zu sehen, "oh du schöner, alter Vater Rhein". Auf dem Berkenhof in Linz, 2 km vor der Fähre, fanden wir ein Dach über den Kopf. Morgen wird unser Kamerad Christian V. zu uns stoßen und gemeinsam werden wir den Rhein überqueren.

18.Tag, 04.06.2015
Von Linz am Rhein nach Bad Neuenahr-Ahrweiler, 23 km

7.00 Uhr geweckt, Sachen gepackt und zum Rhein marschiert. Unterwegs beim Bäcker gehalten, um Frühstück zu fassen. Wir marschierten weiter durch die wunderschöne Altstadt und waren, ein für die Passanten interessantes Fotomotiv. Wir danken den Spendern, die uns mit der Heuer für den Fährmann ausstatteten. Wir überquerten den Rhein und waren aufgrund der bisher zurückgelegten Strecke frohen Mutes. Am andere Ufer stieß unser Kamerad Christian zu uns, mit dem wir die restlichen Kilometer bis Ligny gemeinsam bewältigen werden. Richtig, wir sind 2 Christian von der KGL und ein Mike von den Lützower Jägern. Im Sturmschritt mit mehreren Pausen und Erklärungen über unser woher und wohin erreichten wir Bad Neuenahr-Ahrweiler. Hier konnten wir wieder duschen, Sachen waschen und uns in der Altstadt bei historisch korrekten Döner erholen. Die schönste Pause war an einer Tennisanlage, wo wir die schönen Damen bei Ihrem Spiel beobachteten.

19.Tag, 05.06.2015
Von Bad Neuenahr-Ahrweiler nach Stotzheim, 30 km
5.00 Uhr erstes mal Wecken, 5.30 Uhr zweiter Versuch mich zu wecken. 6.30 Uhr nach einem schnellen Frühstück, abgerückt. Über Lantershofen, Ringen, Vettelhoven bis Gelsdorf marschiert, wo wir für eine Stunde Pause machten. Aus einer angebotenen Flasche Wasser, durch ein sehr freundliches und interessiertes Ehepaar wurde ein komplettes Frühstück mit Apfelschorle, Radler und belegten Broten, da sie von unserem Vorhaben begeistert waren. Vielen Dank dafür. So gut wie wir den Tag begonnen haben ging er auch weiter. Selbst bei den Handwerkszünften stießen wir auf großes Interesse und positive Resonanz. Mit strammen Schritt, die lange Pause vor Augen marschierten, wir auf Rheinbach zu. Kurz vor Rheinbach trafen wir Michaela und fragten sie, wo man sich erholen und die Füße ins Wasser halten kann. Spontan nahm sie uns mit zu sich in den Garten, bewirtete uns mit Wasser, Kaffee und Keksen. Nachdem wir uns aklimatisiert hatten, fuhr ihr Vater schwere Geschütze auf und warf den Grill an. Es gab Würstchen und Salat. Die Rheinländer überschütteten uns förmlich mit Ihrer lieben Gastfreundschaft. Dafür erzählten wir unsere bisherigen Erlebnisse und sie hörten uns gespannt zu. So schön und angenehm es auch war, wir mussten weiter. Wir bedankten uns und nach kurzem Photoshooting marschierten wir bei 33 Crad weiter. Es ging nur schleppend voran. Aufgrund der Hitze und unserem Kreislauf, der so langsam in den Keller ging, mussten wir kurz vorm Ziel noch eine längere Pause einlegen. Gegen 22.30 Uhr richteten wir unsere Unterkunft an einem Bach ein.
Spruch des Tages: "Du bist 29, wie niedlich..."
Mike fiel eben ein, das er noch keine Mitfahrgelegenheit von Waterloo noch Leipzig hat. Wenn ihm jemand helfen kann, bitte melden.

20.Tag, 06.06.2015
Von Stotzheim nach Blens (Hochheim), 28 km

Heute kamen mehrere Extreme zusammen. Nach dem wir gestern erst gegen 22.00 bis 22.30 Uhr unser Nachtlager errichtet hatten, erwartete den einen eine schlaflose, den anderen eine wenig Schlaf bringende Nacht. Kein Licht mehr um Abzukochen und dann noch Gewitter mit starken Regen. Um 4.30 Uhr war die Nacht schon vorbei. Ohne richtiges Frühstück ging es 5.30 Uhr bei schwülem Wetter nach Blens an der Ruhr (Hochheim). Wir ließen dabei Euskirchen rechts von uns liegen, gingen rechts an Billig vorbei, durch Wisskirchen nach Enzen wo wir eine kurze Pause machten. Hier erfuhren wir, dass im nächsten Ort ein Bäcker sei. Also auf nach Sinzenich. Hier machten wir fast 2 Stunden Pause, bei lecker Kaffee und Kuchen. Klasse Frühstück, so zu sagen. Weiter über Bürvenich, Vlatten nach Blens. Hier suchten wir unser Quartier auf einem Campingplatz. Hier trafen wir uns mit Iris und ließen den Abend, nach einer wohltuenden Dusche und Abendbrot, ausklingen.
Spruch des Tages: "Ich kann das Nachvollziehen. Nein, kannst du nicht...."

21.Tag, 07.06.2015
Von Blens bis Eupen (Belgien), 38 km

5.00 Uhr wecken, aber erst 7.00 Uhr aufgebrochen, zu zweit. Christian hatte das selbe Problem wie ich, Blasen und davon nicht zu wenig. Nach dem seine sich entzündet haben traf er die richtige Entscheidung und brach den Marsch ab. Gute Besserung wünschen wir Dir. Mike und ich verlegten über Blens und einen schweren Anstieg nach Schmidt, wo wir unsere erste Pause machten. Wir nahmen unser zweites Frühstück beim Bäcker ein und lernten Land und Leute kennen, wie zb. Michaela. Sie ist Archaeologin, ihre letzte Arbeit, für das Braunschweiger Museum, befaste sich mit der Napoleonischen Epoche. Nach einet Stunde ging es weiter über Strauch nach Rollesbroich, wo wir zu Mittag aßen und Mittagsschlaf hielten. Auch in diesem Ort lernten wir jemanden kennen, der sich mit der Geschichte der Eifel beschäftigt und uns viel darüber erzählte. Nach zwei Stunden ging es im selben gemütlichen Schritt Richtung Grenze. Diese überschritten wir hinter dem Ort Roetgen und nahmen Kurs auf unser Tagesziel. Dieses Ziel war eine Schutzhütte in dem Naturschutzgebiet Venn. Nach dem wir die Hütte erreicht und alles abgelegt haben waren wir der Mittelpunkt eines Mückenschwarms. Wir verlegten unseren Standort und innerhalb von zwei Minuten waren wir wieder der Mittelpunkt des Mückenschwarms. Um nicht vollständig gefressen zu werden, traten wir die Flucht nach vorne an und verlegten die restlichen 6 km im Eilmarsch nach Eupen. (Ich hätte nie gedacht, zu so später Stunde, mit den ganzen Füßen voller Blasen noch zu so einer Leistung fähig zu sein). Auf einer Weide errichteten wir unser Nachtquartier. Mir tun die Füße weh, gute Nacht.

22.Tag, 08.06.2015
Von Eupen nach Herve, 25 km

In dieser Nacht rächten sich bei mir die zusätzlichen Kilometer vom Vortag. Meine Füße gaben kam Ruhe und wolten mich nicht einschlafen lassen. Nach dem uns 7.30 Uhr die Sonne wach gekitzelt hat, marschierten wir 8.00 Uhr Richtung Innenstadt von Eupen ab. Erst sprachen wir bei der Touristinfo vor, kauften neues Kartenmaterial und liesen uns ein wenig die Geschichte von Eupen erklären. Diese Stadt war schon im Besitz von Spanien, Österreich, Preussen, den Niederlanden und nun von Belgien. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Einwohner mit vier Sprachen aufwachsen. Frühstück nahmen wir zusammen mit Iris beim Bäcker ein. Nach dem wir das Frühstück nebst Kartenstudium beendet hatten, trennten wir uns von Iris, die sich zum Zeltplatz aufmachte. Wir hingegen, so weit uns die Füße tragen, marschierten Richtung Verviers ab. In Baelen wandten wir uns nach Norden und liefen eine Weile parallel der A3 und TGV Strecke. Selbige überquerten wir bei Elsaute. Weiter nördlich fanden wir die Straße nach Liege, dieser folgten wir bis Battice, wo wir endlich Pause machten und uns Fritten und 1 Bier reinzogen. In diesem Imbiss konnten wir uns ein wenig in deutsch, englisch und Handzeichen mit einem interessierten Belgier, über unser woher und wohin verständigen. Mit langsamen Schritten ging es weiter nach Herve, wo wir auf eine abgeernteten Feld unser heutiges Nachtquartier bezogen. Ich musste feststellen das mich meine Füße schon wieder im Stich lassen, das auch noch so kurz vor dem Ziel. Ich werde morgen und übermorgen pausieren und am Donnerstag das ganze wieder aufnehmen. Der Tag, so kurz er auch war, war anstrengend und wir mussten uns jeden Kilometer erkämpfen. Das ist wahrlich kein Spaziergang.

23.Tag, 09.06.2015
Von Herve nach Haneffe, 34 km
6.00 Uhr aufgewacht, Sachen gepackt und abmarschiert. Bei der Texaco Tankstelle mit Iris verabredet und erstmal Frühstück eingenommen. Sehr viele Kunden der Tankstelle haben sich für uns interessiert und Mike erklärte unser woher und wohin. Für alle ist Waterloo ein großer Begriff und sie staunten über unsere Leistung, nach dem sie erfuhren woher wir kommen. Wieder einmal trennten sich unsere Wege. Mike nahm den Weg über Liege nach Bierset und ich nach Oteppe um meinen Fuß zu kurieren. Damit werde ich die nächsten Wochen noch viel Spaß haben. Nach der Fußpflege nutzte ich die Zeit um meine zerschlissene Ausrüstung auf Vordermann zu bringen. Mike marschierte unterdessen über Liege nach Bierset. Hier wollte er bei seiner Lieblings-Pizzeria Rast machen, doch diese hatte geschlossen. So lies er sich 1 km weiter zur Rast nieder. Währenddessen erfuhr er von einem Gite (eine Art Bauernhof, umgebaut um Touristen mit Selbstversorgung unterzubringen) bei Haneffe. Nach 34 km erreichte und verbrachte Mike die Nacht in diesem Gite.

24.Tag, 10.06.2015
Von Haneffe nach Moxhe, 16 km
Nachdem Mike gestern zwangsläufig mehr Kilometer gelaufen ist wie geplant, hat er sich heute früh beim aufstehen und frühstücken viel Zeit gelassen, so das er erst gegen 10:45 Uhr das Gite verließ. Da er sich mit mir in Moxhe für den nächsten Tag verabredet hatte waren nur 16 Kilometer zurückzulegen. Deshalb ging es im gemütlichen Sonntagsnachmittagspaziergängerschritt von Douceel-Haneffe an Viemenes über Borlez, Les Waleffes, Tourinne nach Braives. Dort trank er 2 Tassen Kaffee. Zuvor hatte Mike 1 Stunde Mittagsschlaf in Tourinne. Dann waren es noch 5 Kilometer bis Moxhe, wie man später erfuhr auf der alten Römerstr. die von Paris nach Köln führte. Teilstück ca. 27 km. In Moxhe wollte er noch mal Wasser fassen. Daraus wurde dann ein Kaffetrinken, Abendbrot, Duschen und Nachtquartier bei Jean-Michel und seiner freundlichen Familie.

25.Tag, 11.06.2015
Von Moxhe nach Grand-Lees, 26 km

In Moxhe haben wir uns alle drei wieder zusammen gefunden. Somit ging es im gemütlichen Schritt, wir haben ja nur noch 41 km bis Ligny, im herlichen Sonnenschein ohne Schatten Richtung Grand-Lees. Die erste Pause machten wir nach 7 km in Branchon. Weiter marschierten wir über Boneffe, Taviers bis Noville-sur-Mehaigne. Hier ließen wir uns vor dem Bäcker nieder und nahmen lecker Gebäck zu uns. Danach Ratzten wir ein wenig auf dem Bürgersteig vorm Bäcker. Der nächste Ort den wir erreichten war Aische-en-Refail. In dieser Ortschaft sah uns eine sehr nette Dame wie wir mit hängenden Köpfen herumschlurften und bot uns Wasser und Sitzmöglichkeiten an. Nach einer halben Stunde und gelungener Verständigung setzten wir unseren Weg fort. Wir kamen nicht weit, 300 Meter weiter war eine Kneipe wo wir Kaffee, Radler und Bier tranken. Eine dreiviertel Stunde später verlegten wir zum nächsten Ort, Grand-Lees. Hier verabredeten wir uns mit Iris bei der Kirche im Ort. An der Kneipe neben der Kirche kühlten wir uns noch einmal mit Bier ab. Hier lernten wir Michel kennen der uns seinen Garten zur Übernachtung anbot. Dieses Angebot konnten wir nicht ablehnen. Heute waren wir soweit das wir Mike im Wald aussetzen, anbinden und zurücklassen wollten. Der Typ nervt. Spruch des Tages: "Motivation durch Entsetzen"

26.Tag, 12.06.2015
Von Grand-Lees nach Ligny, 19 km 

7.00 Uhr wurden wir durch das Wetter und einem kräftigen "guten morgen Waterloo" geweckt. Es folgte eine angenehme Dusche bei unserem Gastgeber und wir gingen an unser Frühstück. 9.00 Uhr brachen wir nach Ligniy auf. Wir durchquerten Grand-Lees und gingen mit guter Laune auf Gembloux zu. In diesem Ort machten wir längere Rast und nahmen Kaffee zu uns. Nebenbei beobachteten wir die einheimische Bevölkerung. Nach einer dreiviertel Stunde brachen wir wieder auf. Wir kamen nicht weit. An einem Imbiss holten wir uns belegte Baguettes und verspeisten sie auf der Stelle bzw. auf dem Weg. Über eine stillgelegte Bahnstrecke, genannt Ravel, marschierten wir mit kurzen Pausen auf Sombreffe zu. In Sombreffe fanden wir die Ex-Frau unseren letzten Gastgebers, bei der wir Wasser mit Zitrone und Bier bekamen. Wir tauschten uns mit interessanten Gesprächen aus und bis auf Chris wollten wir in Ligny gar nicht ankommen. Es half nichts, wir mussten seinem Drängeln nachgeben und mit langsamen und verzögernden Schritten sowie Wehmut marschierten wir nach Ligny. Wir bekamen einen herzlichen Empfang, Gratulation, Freibier und was zu Essen. Die Resonanz der Leute war sensationell, fast jeder hat uns über Facebook und unsere Internet-Seite verfolgt.

Tag 27 bis 29, 13.06. bis 15.06.2015
Biwak in Ligny

Der Samstag wurde genutzt, um die Füße sowie die Ausrüstung zu pflegen. Zudem wurde Mike, nach dem wir Ihn gefunden haben, in eine vernünftige Uniform gesteckt, und zwar in die der KGL. Er sah recht gut darin aus. Neben einer Parade im Ort, war es ein entspannter Tag, an dem wir uns mit Patronen drehen und ein wenig Exerzieren auf die Schlacht am Sonntag vorbereiteten. Am Abend wurden wir von Feldmarschall Blücher zu einem Dinner geladen, zu welchem wir zu spät kamen. Wie peinlich. Dort wurden wir dem Napoleon-Darsteller vorgestellt. Dieser erklärte uns für verrückt nach dem er von unserem Marsch erfuhr. Sonntagvormittag nahmen wir unsere Stellung auf dem Schlachtfeld bei Ligny ein. Wir wurden mit der KGL dem 2. Leichten Bataillon zugeteilt, welches aus Braunschweigern, Badener Jägern und uns, der KGL, bestand. Historisch korrekt haben wir die Schlacht verloren. Einer Schlacht, bei der am 16.06.1815 etwa 25.000 Mann auf dem Feld blieben. Nach der Bataille stellten wir uns bei der Westfälischen Landwehr vor um genauere Informationen zu dem geplanten Weitermarsch nach Waterloo einzuholen. Nach dem Wecken am Montag bereiteten wir, da mit Feindkontakt gerechnet wird, neue Patronen für den Marsch nach Waterloo vor. Nach dem wir uns das Museum in Ligny angeschaut haben, kamen wir einer Einladung der Elb-Husaren zum Duschen und Grillen gerne nach.

Anmerkung der Redaktion:
Es hat uns riesig Spaß gemacht, dieses Projekt auf unserer Homepage dokumentieren zu dürfen. Danke und Respekt für Eure Leistung!
Nachdem auch wir in Ligny angekommen waren, haben wir am abendlichen Feuer gespannt Euren Erzählungen lauschen dürfen. 12 Tage Biwak und viele Eindrücke sollten da noch folgen ...

Tag 30 - 32, 16.06. bis 18.06.2015

Tag 30, 16.06.
Von Ligny zur Farm von Sartage in der Gemeinde Court St. Etienne, 16 km

7.00 Uhr Wecken. Nach Verabschiedung von meiner Liebsten sowie der KGL sammelten wir uns vor dem Museum in Ligny. Mike und ich wurden einer gemischten Gruppe Jäger, bestehend aus Badischen Jägern, churhessischen Jägern und einem Nassauer Jäger zugeteilt. Geführt durch Michael, dem Sergeant der Badischen Jäger, übernahmen wir die Vorhut der Westfälischen Landwehr sowie des Trosses. In Marbisoux wurden wir, nach 1 bis 2 Stunden Marschzeit zu einer längeren Pause gezwungen. Die hinteren Räder des Bagagewagens waren porös und drohten zu brechen. Ersatz wurde beschafft und montiert. Diese Verzögerung hatte leider zur Folge, dass wir unser Rendezvous mit den Franzosen verpassen sollten. Nach einer weiteren Pause unter den Bäumen bei der Ferme de Geronvillers, bei einem alten Vierseitenhof, erreichten wir gegen 16.00 bis 17.00 Uhr unser Lager. Es handelte sich um Farm von Sartage in der Gemeinde Court St. Etienne (einem Gehöft nahe Haute-Heuval). Viele Schaulustige kamen, um uns zu sehen. Wir richteten unsere Schlafplätze ein, machten Abendbrot und ließen den Abend bei Erzählungen und kühlem Bier ausklingen.

Tag 31, 17.06.2015
Von der Farm Sartage in der Gemeinde Court St. Etienne nach CÉROUX -MOUSTY, 15 km

Nach einer sehr kühlen Nacht war gegen 7.00 Uhr Wecken. Die Sonne kam langsam zu Vorschein und man konnte sich langsam aufwärmen. Auch die klammen Decken fingen langsam an zu trocknen. Nach dem Frühstück wurde die Truppe gesammelt. Als Vorhut machten wir uns wie am Tag zuvor wieder auf den Weg. Durch Hohlwege, Steigungen und enge Kurven marschierten wir, wobei ich mich immer wieder fragte, wie der Bagagewagen mit den beiden Pferden dieses Gelände bewältigen soll. Doch die beiden Vierbeiner packten das. An einem Waldrand bemerkten wir sich seltsam verhaltende Passanten. Auf Nachfrage erfuhren wir, dass vor 10 Minuten die Franzosen vorbeigezogen seien. Das Gelände war optimal für einen Hinterhalt. Wir mussten durch einen bewaldeten Hohlweg mit sehr hohen Hängen. Mike und ich machten beim Sergeanten Meldung und erkundeten das Gelände auf dem Hang, rechts des Weges. Nach 300 bis 500 m durch Farne und Dornen bekamen wir Feuer von vorne. Es entspann sich ein Gefecht. Durch das Gewehrfeuer aufmerksam geworden, machten sich die Westfahlen gefechtsbereit und drückten die Franzosen aus Ihrer Stellung. Nach dem Gefecht sammelte jede Seite die Truppen, Gefangene wurden ausgetauscht und der Weg ohne weitere Feindberührung bis nach Ceroux-Mousty fortgesetzt. Ca. gegen 16.00-17.00 Uhr erreichten wir unseren Biwakplatz und schlugen das Lager auf. Es dauerte nicht lang und unser Lagerplatz wurde von Schaulustigen überflutet. Wir stellten unser Hobby, das Reenactment, vor und beantworteten die Fragen der Leute. Nebenbei erfuhren wir, dass für die kommende Nacht Regen angesagt war. Ein Punkt stand noch auf dem Dienstplan, eine Vorstellung unserer Truppe mit kleiner Vorführung. Wir gaben im Ort ein Paar Schüsse ab und bekamen jede Menge Applaus. Mike und mir wurden jede Menge Getränke und Essen spendiert. Im Gegenzug mussten wir unsere Erlebnisse der letzten Wochen erzählen. Irgendwann fanden wir uns an unserem Schlafplatz wieder und legten uns zur Ruhe.

Tag 32, 18.06.2015
Von CÉROUX –MOUSTY nach Hougemont (Waterloo), 14 km

Die vorige Nacht wurden wir durch angesagten Regen geweckt und wechselten unseren Schlafplatz. Nicht jeder hatte das Glück einen trockenen Platz zu finden, somit galt bei vielen am Morgen die Uniform und Ausrüstung trocken zu bekommen. Nach dem Frühstück und zusammenpacke machten wir uns auf, die letzten Kilometer nach Waterloo zu bewältigen. Vorbei ging der Weg am Chateau de Moriensart und immer weiter über Feldwege oder alte gepflasterte Straßen. Über Renival und Lasne erreichten wir das Denkmal für den am 18.06.1815 gefallenen Oberst Wilhelm Werner Otto Graf von Schwerin. Nach einer Gedenkminute legten wir hier eine längere Rast ein. Weiter ging es gen Waterloo. 2 bis 3 km vor Plancenoit konnten wir, nachdem wir um ein Wäldchen kamen, einen Blick auf dem Löwenhügel erhaschen. Was für ‘n riesen Ding. Vor dem Preußendenkmal in Plancenoit hielten wir eine kurze Andacht und gedachten der hier vor 200 Jahren Gefallenen. Vorbei an La Belle Alliance über die Straße nach Brüssel, den riesigen Parkplatz der Reenactor, vorbei an der Menge von Touristen erreichten wir nach 29 Marschtagen das alliierte Lager bei Hougemont südlich des Ortes Waterloo. Endlich sind wir ANGEKOMMEN. Von unseren Kameraden des Lützower Freicorps wurden wir herzlich mit dem versprochen halben Bier begrüßt. Da unser Feldwebel Knospe einen guten Tag hatte, bekamen wir ein ganzes Bier. Danke Olaf!!! Nach der Akkreditierung und ein bis zwei Bier später stellte sich mir die Frage: „Wo ist meine Einheit?“ Also, Ausrüstung wieder anlegen und auf nach La Haie-Sainte. Ich durchquerte den Torbogen zum Innenhof und wie bestellt stand die ganze Truppe in Antrete-Ordnung. Ich bekam ein dreifaches Hurra und durfte mich einreihen. Erst hier endete mein Marsch. Ein Marsch voller Erlebnisse, Eindrücke, toller Bekanntschaften, Höhen und Tiefen, Schmerzen und Hochgefühlen. Fazit: An 29 Marschtagen 760 Kilometer bewältigt. Würde ich das nochmal machen?? Ja, aber erst in 5 Jahren. Die positiven Eindrücke, netten und interessanten Bekanntschaften sowie das vielschichtige Interesse wird nur schwer zu übertreffen sein.

Danke wollen Maik und ich allen sagen, die uns während unseres Marsches begleitet und unterstützt haben (ob virtuell oder vor Ort).
Mike und Christian

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